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Ich bin zunehmend begeistert von Europa – Ursula von der Leyen beim MEP 2015 (von Christopher Lucht)

Wettlauf im Bundesrat: wer schafft es als erstes in die Stuhlreihe, die in der Mitte des Plenums in U-Form aufgestellt ist? Immer wenn ein Sitz freigeräumt wird stürzen 3-5 Delegierte los, um einen heiß begehrten Plätze zu ergattern. Das Konzept, das dahinter steckt, heißt Fishbowl- Diskussion. Und der Grund für den großen Andrang ist die Bundesverteidigungsministerin. Ursula von der Leyen hat sich bereit erklärt, den MEP-Delegierten in 90 Minuten die Welt der großen  Politik zu erklären. Und das tat sie, wie auch die stärksten Kritiker neidlos zugeben mußten, auf eine Art, die bei den Jugendlichen offenbar sehr  gut ankam. Denn als die Diskussion beendet war und der Smalltalk mit den Moderatoren Lena und Leon begann, die ihren Job übrigens vorher ganz unauffällig aber effizient gemanagt hatten, schloss sich langsam ein Kreis um sie herum. Eine Menschentraube die immer dichter und enger wurde. Was wollen sie alle von Ihr, fragte der Autor dieser Zeilen sich? Einen Job als Praktikant in ihrem Büro? Nein, es war viel profaner, viel zeitgemäßer- Sie alle wollten als bleibende Erinnerung ein Selfi mit der berühmten Ministerin. Und sie ließ es sichtlich erfreut über sich ergehen. Sie verließ den Bundesrat wirklich erst, als niemand mehr ohne Selfi war. Alleine ihr Image kann es nicht gewesen sein, gilt sie doch allgemein als spröde. Heute präsentierte sie sich den Jugendlichen aber mit einer Charme-Offensive, und mit klaren sowie verständlichen Antworten gewinnt sie sie für sich.

In den 90 Minuten zuvor hat sie keine Frage unbeantwortet gelassen, nur bei einer der letzten geriet sie etwas ins Stocken: Ob nicht auch das Verhalten einiger Politiker selbst zur Politikverdrossenheit bei Jugendlichen beitragen würde – wollte ein Delegierter wissen. Egal wie sie jetzt antworte, es sei falsch. Denn ein Ja würde unangenehme Nachfragen nach konkreten Beispielen zur Folge haben und ein Nein sei unglaubwürdig. Insofern ließ sie die Frage offen.

Auf ihrem Terrain, der Sicherheitspolitik, fühlte sie sich sichtlich wohlen. Denn vorher ging es um Themen wie Rußland, IS, die Integration von Flüchtlingen und die europäische Verteidigungspolitik im Allgemeinen. Dabei machte sie aus ihrer europäischen Überzeugung keinen Hehl: Ihr Bekenntnis „Ich bin zunehmend begeistert von der EU“ passt so überhaupt nicht in die Zeit und die Seelenlage der Nation. Ihre Begründung: trotz der manchmal 1000 Meinungen und dem damit verbundenen Durcheinander: wenn es darauf ankomme, wenn es Ernst werde, dann stünden die Europäer zusammen und zu ihren Werten Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Freiheit. Daher sei sie auch für mehr Europa in der Verteidigungspolitik, auch für eine europäische Armee. Aber damit vertrete sie noch eine Minderheitsposition in der Bundesregierung.

Der interessanten Themen war in der Diskussion aber lange noch kein Ende: Was können die Politik dagegen tun, dass es immer mehr Islamisten auch in Deutschland gebe, die für den IS in den Dschihad ziehen? Ist Putin der neue Hitler? Haben die Pegida-Demonstranten nicht doch auch Recht mit ihrem Protest, weil die Bürger oft übergangen würden und nicht mitentscheiden könnten? Ihre Antwort ein klares „Nein“. Die Bürger seine nicht hilflos. Jeder trage an seinem Platz Verantwortung dafür, wie unsere Werte gelebt würden. Und bei Veranstaltungen wie dem MEP würde man auch geprägt werden. Hier werden Meinungen und Einstellungen verfestigt, so dass die Teilnehmer zu Botschaftern der Grundwerte und Überzeugungen heranreifen würden.

Und zum Schluß wurde auch die Eurokrise angesprochen: Ob ein Austritt Griechenlands aus dem Euroraum nicht besser für alle sei, wollte ein Delegierter wissen. Auch hier das klare Bekenntnis von ihr zum gemeinsamen Europa:  „Ein Austritt des Landes aus dem Euro würde ein ganzes Volk direkt vor unserer Haustür in bittere Armut stürzen, und die Finanzmärkte würden sofort das nächstschwächere Land ins Visier nehmen“, sagte die CDU-Vize-Chefin.

„Wenn wir es zulassen, dass einzelne Partner herausgebrochen werden, dann schwindet auch das Vertrauen in die Zukunft der Union insgesamt“, sagte von der Leyen. Europa müsse jetzt beweisen, dass es kein Schönwetterbündnis sei. Wir brauchen ein einiges solidarisches Europa als feste Burg, wenn wir Wohlstand und gemeinsame Werte im globalen Wettbewerb verteidigen wollen.“

Der Appell: es hänge an uns allen,also auch an den MEP-Delegierten ob Europa weiter zusammenstehe oder eines Tages auseinanderfliege – dieser Appell blieb im Plenarsaal noch lange schweben, auch wenn jetzt kein Halten mehr war und für die Delegierten des MEP 2015 nur noch das Selfi mit der Ministerin zählte.

 

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