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Deutschland e.V.

Mit jeder Haarspitze Europa – Deutschland beim 56. iMEP in Sofia

Sofia – Kirchheim 01.12.2022:

„United in diversity“ – dieser Spruch war das inoffizielle Motto des 56. internationalen MEPs in Sofia. Vom 12. bis zum 19. November trafen sich über 150 Jugendliche aus ganz Europa in der bulgarischen Hauptstadt und berieten über aktuelle europapolitische Themen. Wir als deutsche Delegation setzten uns aus fünf Delegierten aus Halle, Potsdam, Koblenz, Schwerin und Wiesbaden sowie zwei Ausschussvorsitzenden aus Kiel und Kirchheim bei München zusammen.

Schon in der Eröffnungszeremonie im Military Club of Sofia merkte man den europäischen Spirit. Neben der Rede des Präsidenten waren auch die Schirmherrin und Bürgermeisterin von Sofia Yordanka Fandakova und der Leiter des Büros des Europäischen Parlaments in Sofia vor Ort und eröffneten das Event. Die insgesamt 22 teilnehmenden Länder wurden von ihren jeweiligen „Heads of Delegation“ in kurzen Reden vorgestellt. Von der deutschen „Kartoffelvollerntemaschine“, über Mozart, Beethoven und Haydn in Wien bis hin zum griechisch-türkischen Konflikt war dabei alles gegeben.

Wir, die deutschen Delegierten, trafen auch auf die „echte“ Außenpolitik. Zur Eröffnungszeremonie kamen Mitarbeiterinnen aus der deutschen Botschaft: Frau Lavall, die Leiterin des Kultur- und Pressereferats der Botschaft, Frau Schmiech  aus dem Kultur- und Pressereferat sowie Frau Köhn, eine Rechtsreferendarin, die einen Teil ihres Referendariats in Sofia absolviert hat. Ein besonderes Highlight war jedoch der Montagabend: ein Abendessen mit Herrn Röken, dem stellvertretenden deutschen Botschafter in Bulgarien, sowie den drei genannten Mitarbeiterinnen der Botschaft, für das sich alle viel Zeit nahmen. Hier konnten wir alle unsere Fragen zur Arbeit in einer Botschaft, dem Auswärtigen Amt und Herausforderungen im diplomatischen Dienst, in unterschiedlichsten Einsatzländern und dergleichen mehr stellen. Anfangs waren wir natürlich mit den ganzen neuen Eindrücken in Sofia leicht überfordert: andere Währung, andere Sprache, andere Kultur, andere Menschen. Auch dies kam bei dem Abendessen zur Sprache. Aber um es mit den Worten des stellvertretenden deutschen Botschafters zu sagen: „Es ist der erste Schritt, zu versuchen zu verstehen.“ Verstanden haben wir vielleicht nicht alles, aber die neue Art die Dinge zu betrachten, diese Botschaft nahmen wir an diesem Abend mit.

Wie lernen sich Menschen aus so vielen unterschiedlichen Ländern Menschen am schnellsten kennen? Diese Frage ließ sich ganz leicht nach einem Teambuilding im Nationalen Historischen Museum beantworten. Und dann ging es inhaltlich mit der Arbeit in den Ausschusssitzungen an der FELS (First Englisch Language School) in Sofia los. Binnen drei Tagen wurden hier zehn Resolutionen erarbeitet, ausgefeilt und ihre Verteidigung entsprechend vorbereitet, wobei auch in den kleinen Zwischenpausen beim ein oder anderen Ausschuss das Spiel „Werwolf“ die ernste Arbeitsatmosphäre etwas auflockerte.

Neben der Ausschussarbeit gab es weitere Programmpunkte. So nahm stellvertretend für jedes mitwirkende Land eine Person, in der Regel ein Ausschussvorsitzender bzw. eine Ausschussvorsitzende, an einem Empfang im Verbindungsbüro des EU-Parlaments in Sofia teil. Anderthalb Stunden lang stand Teodor Stoychev, der Leiter des Büros, den Ausschussvorsitzenden und Präsidiumsmitgliedern Rede und Antwort, erklärte die Arbeitsweise im Verbindungsbüro und stellte verschiedene Karrieremöglichkeiten bei der Europäischen Union vor.

Zur „Halbzeit“ des 56. iMEPs stand ein Besuch in Plowdiw, der zweitgrößten Stadt Bulgariens auf dem Programm. Bereits während der Anfahrt wurde die Zeit für intensive Diskussionen über die verschiedenen Resolutionen, mögliche Änderungsanträge und Angriffsreden in den Bussen gesprochen. Plowdiw, stellten wir fest, ist wirklich eine Reise wert, allein das antike Theater aus dem 2. Jahrhundert nach Christus beeindruckte ungemein, zumal es in einem so guten Zustand erhalten ist, dass heute noch Aufführungen dort stattfinden.

Nach tagelanger Vorbereitung erreichte das MEP am Donnerstag und Freitag im sozialistisch-klassizistischen Bau des bulgarischen Nationalparlaments seinen Höhepunkt: Die zehn erarbeiteten Resolutionen wurden nun hart debattiert und durch Änderungsanträge verbessert. Schlussendlich wurde die Hälfte aller Resolutionen angenommen. Insgesamt war die Leistung der deutschen Delegation trotz mehrfacher Krankheitsfälle äußerst herausragend. Nur eine Resolution, an der wir mitgearbeitet hatten, verfehlte die Mehrheit im Parlament. Emotional blickten die Vizepräsident:innen in der Schlusszeremonie auf ihre Karriere im MEP zurück, da für sie alle nun ein langer Lebensabschnitt endet, während für viele Delegierte erst jetzt der Weg im internationalen MEP richtig los geht. Zum Abschluss gratulierten auch Vertreter des echten EU-Parlaments sowie Mitarbeiter des Außenministeriums allen Teilnehmenden zu der erfolgreichen Debatte und ermutigten uns zum politischen Handeln.

Neben der parlamentarischen Arbeit durften wir aber auch bulgarische Kultur genießen. Neben klassischen Tänzen und Gesängen wurden wir an einem Abend mit Ballett und einer Rockband verwöhnt. Highlight war hier zum Abschluss „Smells Like Teen Spirit“ von Nirvana.

Ein ganz besonderer Dank gilt natürlich dem Organisationsteam der First Englisch Language School in Sofia unter der Leitung von Nelly Petrova und deren Volunteers. Denn ihnen ist dieses einmalige Ereignis zu verdanken.

Für uns als Delegation war es nicht nur eine riesengroße Ehre, sondern zugleich auch eine enorme Freude, Teil der 56. internationalen MEP-Sitzung gewesen zu sein. Zurückblickend schreibt unsere Ausschussvorsitzende: „Insgesamt ist die Woche viel zu schnell vorbei gegangen und werde ich so viele neue Eindrücke sowie geschlossene Freundschaften mit nach Hause nehmen. Ich hoffe nur, dass ich nicht an MEP-Depressionen erkranke!“

Das durchgetaktete Programm ging natürlich nicht ganz spurlos an uns vorüber, sodass manch einer bei der Ankunft in der Heimatstadt schon als „lebender Zombie“ bezeichnet wurde. Aber man kommt in eine gewisse Routine rein, die man auch als MEP-Spirit kennt: „Bei der Erinnerung an diese Zeit fängt mein Kopf an zu Rauschen und ich fühle mich wie im Moment. Wie als müsste ich jetzt noch eine Rede schreiben oder mir ein gutes Argument überlegen. Doch wenn man beim MEP eins lernt, dann das: Man muss es einfach machen, ohne sich lange den Kopf darüber zu zerbrechen, wie genau es gehen soll. Das ist ein bestimmter Spirit, den viele dort in Sofia mit jeder Haarspitze verkörpern. That‘s MEP. That‘s Europe.“

Die deutsche Delegation
mit den Ausschussvorsitzenden Laura Kloebe (Kiel) und Tom Faßhauer (Kirchheim bei München)
sowie den Delegierten Jonas Besch (Halle), Lysandre Mueller (Potsdam), Hana Braynin (Koblenz), Christopher Farys (Schwerin) und Konstantin Braun (Wiesbaden)

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