In Madrid zu Hause – von Luis Ruminski
Madrid – Bremen 05.05.2025:
Am frühen morgen des vierten April 2025 flog ich von Bremen über Frankfurt nach Madrid zum
Mediterranean MEP 2025, etwas, das ich mir bei meinem ersten MEP im Dezember 2023 nicht
hätte vorstellen können. Dort angekommen traf ich auf die zypriotische und dänische Delegation,
die mit mir und zwei Italienern vom Präsidenten dieses MED MEPs zum Ankunftsort der anderen
Delegationen begleitet wurden. Wir fanden uns in einer Schule etwas außerhalb des
Stadtzentrums wieder, wo bereits drei andere Mitglieder meiner deutschen Delegation und einige
weitere Delegierte eingetroffen waren.
Nach und nach trafen auch die restlichen Delegationen ein. Um die Zeit zu überbrücken, stimmten
wir gemeinsam Lieder an, lernten einander kennen und erholten uns von unseren frühen Flügen.
Nachdem alle Delegationen eingetroffen waren, fingen wir mit dem Teambuilding an. Auf
spielerische Weise konnten wir so unsere Ausschusskollegen kennenlernen. Auch, wenn meine
deutsche Delegation der sprachlichen Einfachheit halber die meiste Zeit mit den Österreichern
verbrachte, konnten bereits am ersten Tag neue Kontakte und Freundschaften über Sprachen und
Grenzen hinaus geknüpft werden. Am frühen Abend wurden wir alle von unseren Gastfamilien
abgeholt und konnten nach einem spanischen Abendessen etwas Schlaf nachholen.
Am nächsten morgen ging es gleich um acht Uhr weiter, diesmal in der Schiller International
University. Dort verbesserten wir unsere rhetorischen Fähigkeiten bei einem public speaking
workshop, vorgetragen von einer Professorin der Uni. In unseren Ausschüssen konnten wir uns
außerdem kurz mit Experten zu unseren jeweiligen Themen austauschen, um bestens vor bereit in
die Ausschusssitzungen zu starten. Dann begannen auch direkt die ersten durchgetakteten
Ausschusssitzungen – bis zum Ende des Tages musste immerhin der ganze einleitende Teil der
Resolutionen fertig sein. Zur Stärkung bekamen wir ein typisch spanisches Lunchpaket: Ein
Baguette belegt mit Öl und Serrano Schinken, dazu diverse Süßwaren.
Am Abend kehrten wir zur Schule zurück um gemeinsam einen Cultural Evening abzuhalten, bei
dem jede Delegation vorher einen Beitrag – sei es einen Sketch, einen Song oder eine
Tanzperformance – zu einem anderen, zufällig ausgewählten EU-Land vorstellen musste. Am Ende
gab es noch eine Abstimmung über die Sieger im Stil des Eurovision Song Contest. Leider konnten
wir fünf Jungs aus Deutschland es mit unserem Sketch über Griechenland, bei dem Kosta
Papadopoulos Nummer 1-4 einem deutschen Reporter humoristisch die griechische Kultur
näherbrachten, nicht auf das Siegerpodest schaffen. Dafür war die Menge begeistert von der
zypriotischen Delegation, die den aus Dänemark stammenden Eurodance Song “Barbie Girl”
authentisch vorgesungen hat. Den ganzen Abend über wurde herzhaft gelacht, mitgesungen und
allgemein die Kultur der verschiedenen europäischen Länder zelebriert.
Am spanischen späten Nachmittag, um 22:30, endete das Programm und wir kehrten zu unseren
Gastfamilien zurück.
Der nächste Tag begann wieder in der Schule, diesmal waren wir aber nur für den zweiten und
letzten Sitzungstag im Ausschuss dort. Im Foyer der Schule unterhielten sich Delegierte in
verschiedensten Sprachen. Inzwischen vermischten sich auch alle Delegationen, da am Vortag viele
Freundschaften entstanden waren, die noch immer weiter gepflegt werden. Mit spannenden,
zielgerichteten Debatten konnten wir über den Horizont unserer eigenen Argumentation
herausblicken und schafften es alle, unsere Resolutionen pünktlich vor der Deadline fertig zu
stellen. Um trotz strammen Programms noch die Stadt Madrid zu erleben, begaben wir uns am
Nachmittag auf eine Tour zu Fuß durch das Stadtzentrum Madrids. Die Stadt ist beeindruckend
schön, zu jedem Haus und Platz gibt es eine eigene Geschichte und ich fühlte mich schon, wie es
der “MEP-Spirit” bewirkt, in Madrid mit den anderen Delegationen zu Hause. In einem Café wurde
dann eifrig über die Resolutionen der anderen Ausschüsse diskutiert, auf eine Pause hatte gerade
trotz der vielen Arbeit niemand Lust.
Bis spät in die Nacht hinein arbeiteten wir dann erst in der Schule, dann bei den Gastfamilien an
der Vorbereitung für die morgige General Assembly.
Eher weniger ausgeschlafen, dafür aber umso motivierter, starteten wir im spanischen Senat in die
Plenardebatte. Bis um 18:00 diskutierten wir über die Resolutionen, hielten Angriffs- und
Verteidigungsreden und hofften, dass unsere Resolutionen von den anderen Ausschüssen
angenommen werden würden. Und die Arbeit der vergangenen Tage zahlte sich aus – es wurden
fast alle Resolutionen angenommen. Außerdem schafften wir es alle in meiner Delegation, eine
Rede zu halten. Nach der Plenardebatte konnten wir die Themen der anderen Ausschüsse besser
verstehen, wussten nun also Einiges über Migration, eine mögliche EU-Erweiterung, jene
gesellschaftlichen Probleme, die in online-Kriminalität gegen Frauen und Mädchen gipfeln, die
Probleme von Massentourismus und die Gefahren durch Falschinformationen im Netz.
Zum Abschluss dieses MEPs hielten verschiedene Organisatoren noch emotionale und tiefgründige
Reden. Am meisten war ich von einer Aussage des spanischen MEP-Koordinators Ignacío Sevilla
beeindruckt: Egal, was gerade Bedrückendes in der Welt passiere, er nehme ein bestimmtes Gefühl
aus jedem MEP mit: Hoffnung.
Am Abend ließen wir die vergangenen vier Tage bei einer Abschlussparty ausklingen. Dort feierten
wir, hatten Spaß, unterhielten uns und verabschiedeten uns schließlich von unseren neuen
Freunden mit dem Gewissen, dass wir uns alle früher oder später wiedersehen werden und einen
einmaligen Einblick in die Kulturen Europas erhalten haben. – Luis Ruminski