Europäischer Geist in Straßburg und Kehl – Das 61. MEPEurope im Zeichen der Zeit
(Reden unter dem europäischen Blick von Willi Brandt)
Kehl-Straßburg 01.03.2025:
„My perception of Europe has certainly changed for the better, my point of view has broadened and I have understood what it means to ‘have a European point of view,’ where all countries can dialogue on the same level and without prejudices. It has been enriching for me to talk to so many people of so many nationalities who, before being French, Bulgarian, Spanish or Dutch, were young people like me, who shared the same interests as me. Seeing so many people engaged in such important issues gives me a lot of confidence in the future.“
Mit diesen Worten bringt ein Teilnehmer des 61. Internationalen Model European Parliament (MEP) in Kehl und Straßburg perfekt auf den Punkt, was das Projekt bewirken sollte: den europäischen Gedanken erlebbar machen, Vorurteile abbauen und das Verständnis füreinander vertiefen.
Vom 22. Februar bis zum 1. März 2025 kamen 180 Jugendliche aus 24 europäischen Ländern im Eurodistrikt Straßburg-Ortenau zusammen. Erstmals in der Geschichte des MEP fanden die Sitzungen grenzüberschreitend statt – sowohl in Kehl und Offenburg auf deutscher Seite als auch in Straßburg auf französischer Seite. Die geografische Herausforderung wurde durch die Fußgänger-Europabrücke über den Rhein erleichtert, die den Weg zwischen den Veranstaltungsorten verkürzte und gleichzeitig die symbolische Bedeutung eines Europas ohne Grenzen verdeutlichte.
(Europas Jugend auf der Europabrücke)
Bereits die feierliche Eröffnung im Regionalrat Grand Est war für viele Teilnehmende ein unvergesslicher Moment. Die Parlamentsdebatte stand unter der Schirmherrschaft der Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola. Hochrangige Gäste wie der Kehler Bürgermeister Wolfram Britz und der Ortenauer Landrat Thorsten Erny stellten sich den Fragen der Jugendlichen. Zudem diskutierten die Europaabgeordneten Vivian Costanzo (Offenburg) und Fabienne Keller (Straßburg) im Fraktionssaal der S&D-Fraktion mit den Delegierten. Hier standen wir unter der ständigen europäischen Beobachtung des Geistes des ehemaligen Bundeskanzlers und Friedensnobelpreisträgers Willi Brandt. Weitere Experten, darunter Udo Bux (Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments in München), Volker Schebesta (Staatssekretär im Kultusministerium Baden-Württemberg) und Axel Müller (Europa-Zentrum Stuttgart), begleiteten die Diskussionen in den zehn thematischen Ausschüssen.
(Die deutsch-französische Delegation)
Die Debatten drehten sich um die aktuellen Herausforderungen Europas: den Einfluss von Donald Trump, Wladimir Putin und die Bundestagswahl in Deutschland. Auffallend war der durchweg positive europäische Grundton der Eröffnungsstatements, selbst aus Ländern, deren Regierungen der EU skeptisch gegenüberstehen.
Der Höhepunkt des MEP war zweifelsohne die Debatte im Europäischen Parlament. Die jungen Delegierten erlebten hautnah, wie demokratische Entscheidungsprozesse funktionieren. So wurde eine Resolution zu LGBTQ-Rechten mit hauchdünner Mehrheit angenommen, während sieben von zehn Resolutionen letztlich scheiterten. Die Sitzung zeigte eindrucksvoll, dass Nationalismus und Europaskepsis nur einen Teil der aktuellen politischen Realität ausmachen. Die Bundestagswahl am 23. Februar 2025, die zu einer stabilen proeuropäischen Mehrheit führte, verlieh diesem Eindruck zusätzlich Nachdruck.
(Präsidentin Clemence mit Vivien Costanzo MdEP)
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sendete die europäische Jugend von Straßburg aus ein starkes Signal: Vertrauen, Verständigung und dauerhafter Frieden sind nur durch Institutionen, Regeln und Zusammenarbeit möglich. Dieses MEP hat gezeigt, dass die europäische Idee weiterhin lebt – getragen von jungen Menschen, die sich engagieren und die Zukunft Europas mitgestalten wollen.
Ein besonderer Dank gilt den finanziellen Förderern dieses bedeutenden Projekts: der Europäischen Union (Erasmus+ Jugend), der Jugendstiftung Baden-Württemberg, der Heidehof Stiftung, dem Staatsministerium Baden-Württemberg und dem Goethe-Institut Nancy. Auch zahlreiche Tagungsorte wurden kostenlos oder vergünstigt zur Verfügung gestellt, darunter das Europäische Parlament, der Rat der Region Grand Est, die Hochschule Kehl, das Euro-Institut Kehl, das EDQM, das Lieu d’Europe, der Ortenaukreis sowie die Rathäuser von Kehl und Straßburg.
Zum Abschluss noch einmal die Stimme eines Teilnehmers, der den Geist dieses Projekts perfekt zusammenfasst:
„We (Europeans) have more in common than that what divides us.“