Europaluft schnuppern im Herzen der EU – von Carlotta Scaruppe
Straßburg / Potsdam – 23.10.2021:
Zum European Youth Event 2021, kurz EYE, kamen vom 7. bis zum 10.10. tausende Jugendliche im Alter von 16 bis 30 zusammen, die in ihren ethnischen und ethischen Herkünften nicht hätten verschiedener sein können. Und trotzdem ein Ort, der sie alle verbindet: die Europäischen Union. Und welcher Ort wäre für die Vereinigung dieser verschiedenen Menschen passender als das Zentrum der EU Straßburg?
Und so begaben auch wir vier MEPler, Fatma, Lennard, Timo und ich uns auf den Weg nach Frankreich. An dieser Stelle gilt mein Dank unserer neuen Vereinsvorsitzenden Delara Burkhardt, denn nur durch ihre Einladung war es uns möglich, an dieser gelungenden Reise teilzunehmen. Trotzdessen muss man erwähnen, dass die Hinreise am Donnerstag mit einigen Komplikationen verbunden war, die insbesondere bei Lennard dafür sorgten, dass dieser, auf Grund multipler Probleme mit der Bahn, mit mehreren Stunden Verspätung, Strasbourg erst am Donnerstagabend erreichte. Nach einem netten Abendessen in einem französischen Restaurant hatten wir schließlich auch den Rest unserer Delegation kennengelernt: Die Jusos aus Schleswig Holstein.
An den darauffolgenden Tagen trafen wir uns jeweils nach dem Frühstück und fuhren mit dem Bus, in dem wir einige weitere Deutsche trafen, Richtung Parlament. Dort angekommen mussten wir zunächst durch die Anmeldung und einige Sicherheitschecks, die sich leider so lang zogen, dass wir am Freitag die Eröffnungsrede und ein Gespräch mit der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Katarina Barley verpassten. An beiden Tagen nahmen wir an vielen Workshops zu den Themen Migration, Islamophobie, Diversität, Fake News und Zukunft der Europäischen Union teil. Wir bekamen die Chance, über den emotionalen Lebensweg inspirierende Persönlichkeiten zu hören. Lebenswege von jungen Menschen, nicht älter als wir, die ihre Heimat wegen Krieg und Gewalt verlassen mussten und sich auf eine gefährliche Reise nach Europa begaben. Und ich kann nur sagen, das ging wirklich unter die Haut.
Ziemlich erschrocken mussten wir jedoch feststellen, dass nicht alle Anwesenden diese Leidenswege nachvollziehen konnten und sich teilweise geschmacklos geäußert wurde. Dies wurde allerdings nicht toleriert und viele Jugendliche, die noch vor diesem Workshop Fremde waren, stellten sich gemeinsam gegen die unpassenden und anmaßenden Meinungen. Diese Situation hat mir ein weiteres Mal gezeigt, wie wichtig es für uns als junge Europäer:innen ist, Nicht- Demokraten dem Kampf anzusagen. Außerdem durften wir verschiedene Ausschusssäle im Parlament ansehen und uns einmal wie richtige, echte Europapolitiker fühlen.
Wir nahmen später an einem Workshop im Hemicycle, mit hunderten anderen Teilnehmern, teil. Dieser drehte sich um die Jugend und man konnte Vorschläge zur Jugendpartizipation unterbreiten und einem EU Kommissar sowie einer Professorin Fragen stellen. Allgemein gesprochen, kann man sagen, dass viele Stände und Workshops darauf abzielten UNS zu befragen, was die EU wie tun kann um uns eine Zukunft zu sichern, in einem Europa in dem WIR gern weiter leben. Um mehr Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Jugend zu legen, hat man außerdem das Jahr 2022 der europäischen Jugend gewidmet, die im vergangenen Jahr besonders unter der anhaltenden Coronapandemie und den damit verbundenen Schwierigkeiten litt und beeinträchtigt wurde. Allgemein hatte man an allen Orten des EYE- Geländes, das vom Aufbau und durch Musik ein wenig an ein Festival erinnerte, immer das Gefühl willkommen zu sein sowie gehört zu werden und es wurden viele Möglichkeiten geboten mit anderen Europäer:innen in den politischen Diskurs zu treten.
Es bestand aber auch die Möglichkeit, etwas Abstand vom Parlament und den wichtigen zu diskutierenden Themen zu nehmen und etwas Sport im sogenannten EYE-Dorf zu betreiben. Diese Chance ließen wir vier uns natürlich nicht entgehen und meisterten mehr oder weniger souverän das Golfen, Bogenschießen, Tanzen und Boxen. Das Ende unseres Aufenthalts in Strasbourg stellte ein Delegationsessen in einem wunderbaren Straßburger Restaurant dar und auch hier kamen politische Gespräche nicht zu kurz. Es wurde hitzig bis in die Abendstunden diskutiert. Sonntagmorgen verließen wir schließlich mit vielen neuen Eindrücken, Erkenntnissen und Bekanntschaften im Gepäck Strasbourg. An letzter Stelle möchte ich mich nochmal bei allen Organisatoren des EYE 2021 und insbesondere bei Delara Burkhardt und ihrem Team bedanken. Danke, dass Sie Jugendlichen die Möglichkeit geben Europaluft zu schnuppern und uns eine Möglichkeit geben unser Zuhause, die EU, mitzugestalten.