Schiller, Europa und das MEP
Weimar, 15.9.2019: An einem sonnigen Wochenende im September haben sich 20 Hoffnungsträger in Weimar in der Europäischen Jugend-Begegnungsstätte zu unserem MEP-Vorbereitungsseminar getroffen. Denn auf den kommenden internationalen MEP-Sitzungen im Herbst sollen die deutschen Delegationen wieder eine überzeugende Vorstellung bieten. Zumal so interessante Orte wie Budapest, Wien und Malta als Austragungsorte ausgewählt wurden. Anhand von drei Themen wurde also eine Europaparlaments-Simulation simuliert. Die Fragen nach einer gerechten EU-Handelspolitik, nach sozialen Rechten für ethnische Minderheiten sowie nach mehr Demokratie und Transparenz in der EU, das waren die Fragen, mit denen sich die Delegierten auseinandersetzen durften. Alles natürlich auf Englisch. Denn ohne diese Weltsprache zu beherrschen gerät man auf einem Internationalen MEP ziemlich schnell ins Abseits. Das war dann wohl am Anfang auch das Schwierigste, sich auf einer Fremdsprache zu solchen speziellen Themen inhaltsreich zu äußern. Aber als die ersten Hemmschwellen gefallen waren war beim Diskutieren kein Halten mehr. Und Clara, Carlos und Merle waren immer wieder mit hilfreichen Tipps zur Stelle. Denn sie konnten als ehemalige internationale Delegierte und zukünftige Ausschussvorsitzende auf ein umfangreiches Erfahrungswissen zurückgreifen, von dem die neue MEP Generation viel lernen konnte.
Und auch beim nachmittäglichen Spaziergang durch das klassische Weimar war immer wieder Europa Gesprächsthema, auch wenn wir von Goethe und Schiller das eine oder andere Mal von unserem Gedankenaustausch unterbrochen wurden. Denn man mag es kaum glauben: Vor allem Schiller hat eine ganze Menge mit Europa und dem MEP zu tun. Nicht nur, dass er den Text zur Europahymne verfasst hat (ohne es natürlich zu wissen). Nein er ist im gewissen Sinne auch für die methodische Grundlage des MEP verantwortlich. In seinen Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ hat er eine Art „Spieltheorie“ entwickelt: Im Spiel sollen wir sehen, dass und wie sich die Vernunft aus den Fesseln herausarbeiten kann, mit denen sie sich im Alltag immer wieder selbst einschnürt. Hier liegen wir mit unserer Idee des MEP gar nicht so falsch. Denn wir brauchen auch heute Inseln des Spielerischen, um die Kompetenzen erwerben zu können, die notwendig sind, um mit politischen Herausforderungen und Situationen als Mensch umzugehen, und nicht als Agent irgendwelcher Interessen oder als Funktionäre irgendwelcher Prozesse.
Wir sind gespannt, ob es mit solch gewichtigen Erkenntnissen im Gepäck jetzt für die Delegierten bei ihren europäischen Einsätzen leichter wird, mit ihren Ideen zu überzeugen.