Das MEP Berlin 2022 aus Saarländischer Perspektive – von Edwin Didas
Berlin – 09.09.2022: Landkreis Merzig-Wadern
Wadern. Cilli Thieser und Christian Petry sitzen sich im Plenarsaal des deutschen Bundesrates in Berlin gegenüber. Beide sind Abgeordnete und es geht um die Frage des EU-Beitritts der Türkei. Cilli Thieser möchte gerne von Christian Petry wissen, wie er die Chancen der Türkei auf einen EU- Beitritt einschätzt. Christian Petry macht klar, dass die jetzige Situation in der Türkei einen Beitritt zur EU nicht möglich macht. Er halte es aber für wichtig, mit der Türkei im Gespräch zu bleiben, da es in dem Land auch viele Kräfte gebe, die demokratisch seien und die unterstützt werden müssten. Als Beispiel nannte er die Stadt Izmir, die vor kurzem für die Förderung europäischer Werte mit dem Europapreis der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ausgezeichnet worden sei.
Cilli Thieser und Christian Petry kommen beide aus dem Saarland. Während Christian Petry als Bundestagsabgeordneter den Berliner Politikbetrieb bestens kennt, betrat Cilli Thieser Neuland als Abgeordnete. Sie ist nämlich Schülerin des Hochwald-Gymnasiums in Wadern und schlüpfte beim Planspiel „Modell Europa Parlament“ (MEP) in Berlin für eine Woche in die Rolle einer Europaabgeordneten. Die Diskussion mit Christian Petry fand im Rahmen der Plenarsitzung des MEP im Plenarsaal des Deutschen Bundesrates statt. Petry war in seiner Funktion als europapolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion gemeinsam mit seiner Kollegin Chantal Kopf von den Grünen zur Diskussion mit den jugendlichen MEP-Parlamentariern aus ganz Deutschland eingeladen.
Das Modell Europa Parlament fand nach über drei Jahren coronabedingter Pause erstmals wieder in Präsenz in Berlin statt. Dazwischen hatte es drei digitale Veranstaltungen gegeben. Acht Schülerinnen und Schüler aus Wadern vertraten dabei in Berlin das Saarland, sechs als Abgeordnete und zwei als Ausschussvorsitzende. Sie übernahmen im Planspiel die Rolle des Nachbarstaates Frankreich. Bei der Eröffnung der Sitzungswoche in der Landesvertretung Thüringens präsentierten sie den Delegationen aus den anderen Bundesla?ndern das HWG, die Stadt Wadern, das Saarland und ihr Land Frankreich.
Anschließend wurden in Ausschüssen sieben aktuelle europapolitische Themen diskutiert und die Ergebnisse in Resolutionen festgehalten. Diese wurden dann zwei Tage lang in der Plenardebatte im Bundesrat diskutiert und jeweils am Ende einer Diskussion wurde über die Resolutionen abgestimmt. Die Delegation aus Wadern beteiligte sich rege an den Debatten und trug auch mit vielen Reden zur Belebung der Plenardebatte bei. So hielt Tim Haupert eine Gegenrede gegen die Resolution des Ausschusses für Biodiversität, Rosalie Morbe kritisierte in ihrer Rede die Positionen des Ausschusses für Energie, für den zuvor Florian Vogt einen Änderungsantrag begründet hatte, und Cilli Thieser warb in einer Einleitungsrede für die Resolution des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten. Katharina Dewald aus Wadern beantwortete für ihren Ausschuss Verständnisfragen des Plenums zur Resolution über die mentale Gesundheit Jugendlicher. Auch Ann-Sophie Seiwert beteiligte sich aktiv an der Debatte über die Resolution des Auswärtigen Ausschusses, der von Amelie Reinert und Kevin Zimmer aus Wadern geleitet worden war.
In der Woche in Berlin konnten die Schülerinnen und Schüler aus Wadern wertvolle Erfahrungen sammeln und bekamen einen guten Einblick in den Ablauf politischer Entscheidungen. Sie hatten sich im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft am Hochwald-Gymnasium intensiv auf ihre Abgeordnetenrolle vorbereitet. Außerdem wurden sie an einem Vorbereitungswochenende von den vorangegangenen MEP-Jahrgängen der Schule mit dem Ablauf des Planspiels vertraut gemacht. Das Projekt MEP hat am HWG einen hohen Stellenwert. Bereits seit 20 Jahren vertritt die Schule das Saarland in diesem bundesweiten Planspiel und schon die 9er- Klassen werden im Rahmen eines Projekttages erstmals mit dem MEP vertraut gemacht, bevor sie sich in Klassenstufe 10 für entsprechende AG anmelden können, die von Politiklehrer Edwin Didas geleitet wird. Auf Bundesebene wird das MEP von Erasmus Plus gefördert. Das HWG wurde in diesem Jahr erneut von der Union Stiftung finanziell unterstützt.
Edwin Didas aus Nohfelden